Zwei Stiftungen, eine Vision: Kindgerechte Heilkunst in Frankfurt.

Wie alles begann:
Die Anfänge des heutigen Clementine Kinder­hospitals

Louise Freifrau von Rothschild (1820 - 1894)

Zwei Stiftungen für die Frankfurter Kinderheilkunde

Die Clementine Kinder­hospital – Dr. Christ‘sche Stiftung geht auf zwei traditionsreiche Frankfurter Bürgerstiftungen zurück: Die Stiftungen von Dr. Johann Theobald Christ (1777–1841) und von Louise Freifrau von Rothschild (1820–1894).

Beide Grün­der­per­sön­lich­keiten hatten früh die Notwendigkeit eigenständiger Kinder­kran­ken­häuser erkannt.

Kinder sollten nicht wie kleine Erwachsene behandelt werden, sondern altersgerecht entsprechend ihren spezifischen seelischen und körperlichen Bedürfnissen.

Dr. Johann Theobald Christ (1777 - 1841)

Eröffnung 1845:
Das Dr. Christ'sche Kinder­hospital für "arme Kinder"

Das frühere Entbindungshaus der Dr. Christ'schen Stiftung

Dr. Johann Theobald Christ, Arzt, Geburts­helfer und Ausbilder von Hebammen, hatte verfügt, seinen Nachlass zum Bau eines „für sich bestehenden“ Hospitals für arme Kinder zu verwenden.

Wenn die Mittel es erlauben, sollte eine Entbindungs­anstalt für „arme Frauenspersonen“ angeschlossen sein. 1845 wird das Kinder­hospital für ca. 50 Kinder auf dem heutigen Gelände des Clementine Kinder­hospitals an der Theobald-Christ-Straße (früher Theobaldstraße) eröffnet.

Später werden vier Zimmer als Entbindungs­anstalt eingerichtet; das vom Stifter gewünschte separate Entbindungshaus kann erst 1893 gebaut werden. Weitere Ein­richtungen wie ein Isolierhaus und eine Freiluftveranda kommen hinzu.

1899 wird als „Zweiganstalt“ ein neues Kinder­hospital in der heutigen Hans-Thoma-Straße in Sachsen­hausen eröffnet. Das Haus hat zunächst 12, dann 26 Betten sowie zusätzliche Räume für Operationen und ambulante Behandlungen. Ermöglicht wurden diese Einrichtung ebenso wie notwendige Moder­ni­sie­rungs­maß­nahmen und Anschaffungen durch die Zustiftungen und Schenkungen vieler bekannter Frankfurter Familien (u. a. von Mühlen, Reiß, Strauß, von Neufville).

1943 richten Bomben große Schäden an. Das Kinder­hospital Hans-Thoma-Straße wird 1944 durch eine Luftmine zerstört; die Kinder waren zuvor nach Lindenfels im Odenwald evakuiert worden.

Einweihung 1875:
Das Clementine Mädchenspital

Louise und Clementine von Rothschild.

Clementine mit ihrer älteren Schwester Emma
(Ölgemälde von Philipp Rumpf).

Clementine Mädchenspital

Im November 1875 eröffnet Louise Freifrau von Rothschild ihr Clementine Mädchenspital, das sie zum Andenken an ihre mit 20 Jahren gestorbene Tochter Clementine gestiftet hatte.

Das in einem großen Garten an der Bornheimer Landwehr gelegene Haus bietet Platz für 18 bis 20 Mädchen. Es ist mit modernsten hygienetechnischen Errungenschaften der Zeit ausgerüstet, für die Louise Freifrau von Rothschild eigens Fachleute aus ihrer englischen Heimat zu Rate gezogen hatte. 1899 wird die Kapazität des Spitals verdoppelt.

Als die mit 800.000 Goldmark reich ausgestattete Stiftung durch Weltkrieg und Inflation ihr Vermögen verliert, wird sie regelmäßig von den in Paris und London lebenden Töchtern der Stifterin unterstützt. Als diese Zuwendungen ausbleiben, sieht sich der Stif­tungs­vor­stand 1928 gezwungen, den Krankenhausbetrieb auf den „Vater­ländischen Frauenverein vom Roten Kreuz“ zu übertragen.

Unter Prof. Dr. Paul Grosser erlebt das Haus von 1930 bis 1933 eine Blütezeit, die mit der erzwungenen Emigration des renommierten Kinderarztes endet.

1943 zerstört eine Luftmine das Spital. Kinder und Mitarbeiter haben rechtzeitig den Keller aufgesucht und werden nicht verletzt.

 

Das ur­sprüngliche Clementine Mädchenspital an der Bornheimer Landwehr

20. Jahrhundert
Beginn der gemeinsamen Geschichte beider Stiftungen und Häuser.

Eine Verbindung für die Zukunft

Die Zwecke der Dr. Christ’schen Stiftung und der Louise von Rothschild-Stiftung wurden durch die Nation­al­so­zial­isten missachtet. Jüdische Ärzte und Vor­stands­mit­glieder wurden aus ihren Ämtern vertrieben, junge Patienten wurden Opfer von Euthanasie-Verbrechen.

Eine Gedenktafel im Innenhof des Clementine Kinder­hospitals erinnert an das Schicksal der Opfer. 1948 gelingt es, die Rothschild’sche Stiftung wieder in ihre Rechte einzusetzen. Im nächsten Schritt verkauft diese das wertvolle Grundstück an der Bornheimer Landwehr und baut gemeinsam mit der Dr. Christ’schen Stiftung auf deren Trümmergelände in der Theobald-Christ-Straße ein neues Kinder­hospital. Das gemeinsame Haus beider Stiftungen wird 1954 eröffnet.1963 kommt ein Schwesternhaus mit Kinder­kran­ken­pfle­ge­schule hinzu.

1974 schließen sich die Stiftungen zur heutigen „Clementine Kinder­hospital – Dr. Christ‘sche Stiftung“ zusammen.

Die Entwicklung bis heute:
Immer im Dienst der Kinder.

Platz zum Spielen

Blick über den Innenhof des heutigen Clementine Kinder­hospitals

Gemeinsam viel erreicht.

1982 wird die Umstrukturierung der allgemeinen Kinderklinik zu einem hoch spezialisierten Kinder­kran­ken­haus mit besonderen medizin­ischen Schwerpunkten eingeleitet. Im Zuge dieser Entwicklungen wird das Clementine Kinder­hospital zum Schwer­punkt­kran­ken­haus für Nephrologie und Rheumatologie. 1983 wird in Kooperation mit dem Kuratorium für Dialyse und Nieren­trans­plan­ta­tion die einzige Kinderdialysestation der Region eingerichtet. Es folgen die Schwerpunkte Psychosomatik (1987), Pneumologie und Allergologie (1991), Neuropädiatrie (1996) und Dia­beto­logie (2010) mit ihren jeweiligen Spezial­am­bu­lanzen.

1999 wird im Carlshaus eine Tagesklinik eingerichtet. Die Kinder­kran­ken­pfle­ge­schule wird modernisiert. 2001 beteiligt sich das Clementine Kinder­hospital an der Einrichtung einer neonatologischen Intensivstation im Bürgerhospital. Zugleich wird im eigenen Haus die Früh- und Neuge­bo­re­nen­sta­tion modernisiert. 2004 wird der Versorgungsauftrag des Landes für die Neurologische Frührehabilitation übernommen.

2005 startet die Stiftung umfangreiche Neu-, An- und Umbauten, die teilweise von privaten Sponsoren, teilweise durch Fördermittel des Landes Hessen finanziert und im Mai 2011 abgeschlossen werden. 2006 erfolgt die Gründung des „Mutter-Kind-Zentrums“ gemeinsam mit dem Bürgerhospital Frankfurt und dem St. Marien-Krankenhaus. Der „Freundeskreis des Clementine Kinder­hospitals“ wird ins Leben gerufen.

2007 wird das Haus Giersch eingeweiht. Es dient der Unterbringung des Sozial­pä­dia­tri­schen Zentrums des Vereins Arbeits- und Erziehungshilfe Frankfurt e. V. und der eigenen Psycho­so­ma­ti­schen Station. Wie dieser Neubau waren auch die meisten der anderen genannten Projekte nur möglich, weil sie – in Fortführung einer langen Tradition – durch Frankfurter Bürger, Stiftungen, Insti­tutionen und Firmen unterstützt wurden (u. a. Stiftung Giersch, Stiftung F.A.Z.-Leser helfen, Carls-Stiftung, Karl und Else Seifried-Stiftung, Kinder­hil­fe­stif­tung).

Am 1. Januar 2009 übertragen das Bürgerhospital e. V. und die Clementine Kinder­hospital – Dr. Christ’sche Stiftung ihre Kran­ken­haus­be­triebe auf den gemeinsam gegründeten Verein Frankfurter Stif­tungs­kran­ken­häuser e. V. Beide Kranken­häuser stehen seitdem – bei Wahrung ihrer traditionsreichen Namen und ihrer Standorte – unter einheitlicher Leitung. Die Clementine Kinder­hospital – Dr. Christ’sche Stiftung konzentriert sich nun darauf, die Pädiatrie und das Clementine Kinder­hospital zu unterstützen. 2014 firmierte der Verein in die Bürgerhospital und Clementine Kinder­hospital gGmbH um.

2019 feiern das Bürgerhospital Franfurt und das Clementine Kinder­hospital ihr 10jähriges Fusionsjubiläum.