Fokus auf den Fuß, den Menschen im Blick

Die Klinik für Dia­beto­logie und Ernäh­rungs­me­dizin gehört zu den größten Einrichtungen ihrer Art im Rhein-Main-Gebiet. Und so unterschiedlich Diabeteserkrankungen sein können, so vielfältig sind auch die Behand­lungs­mö­glich­keiten von Chefarzt Christian-Dominik Möller und seinem Team. Das oberste Ziel lautet aber immer: Folge­er­kran­kungen vermeiden.

Diabetes kommt selten allein. Von den acht Millionen Erkrankten in Deutschland entwickeln rund ein Drittel im Laufe der Zeit sogenannte Folge­er­kran­kungen. Eine solche, besonders problematische, ist das sogenannte Diabetische Fußsyndrom, bei dem sich im Laufe der Zeit die Tast- und Schmerz­emp­fin­dung an den Füßen immer weiter verringert. Kleine Verletzungen wie zum Beispiel Blasen an den Zehen oder an der Fußsohle werden in der Folge nicht bemerkt – und die kleinen Verletzungen entwickeln sich im Laufe der Zeit zu größeren Wunden, die irgendwann auch Knochen und Gelenke betreffen. „Der Verlauf führt im schlimmsten Fall zur Amputation betroffener Extremitäten und das wollen wir durch unsere Arbeit wann immer möglich vermeiden“, erläutert Christian-Dominik Möller, der die Klinik seit 2008 als Chefarzt leitet. Deswegen legt sein Team bei der Behandlung des Diabetes einen besonderen Schwerpunkt auf die Prävention diabe­tes­be­dingter Folge­er­kran­kungen. Um diese zu verhindern, ist eine langfristig anwendbare und alltagstaugliche Diabeteseinstellung nötig, die die individuelle Lebenssituation berücksichtigt und die den Betroffenen durch äußerst praxisnahe Schulungen vermittelt wird. „Diabetes mellitus ist nicht heil-, aber sehr gut beherrschbar. Deswegen wollen wir unseren Patienten dazu verhelfen, ihren Diabetes selbstständig zu managen“, fasst Möller zusammen.

Dafür ist die Dia­beto­logie am Bürger­hospital breit aufgestellt: Hier arbeiten Fachärzt:innen, Diabetesberater:innen, speziell geschultes Pflegepersonal sowie zertifizierte Diabetes- und Diätassistent:innen und Wundexpert:innen eng zusammen. Auch eine Psychologin arbeitet in der Dia­beto­logie. „Manche Patienten verwundert das erstmal. Aber das Ziel ist ja nicht nur eine Behandlung während des Aufenthaltes bei uns, sondern wir wollen auch passende Therapie- und Weiterbehandlungsoptionen für den Lebensalltag entwickeln. Und hierfür ist es wichtig, die individuelle Lebenssituation und mögliche psychische Belastungen zu kennen“, meint Diplom-Psychologin Kathrin Sedelmeier. Dafür werden auch Einzelgespräche angeboten. Darüber hinaus gibt es strukturierte und moderierte Schulungen, in denen Strategien zum Motivationsaufbau und zum Umgang mit diabetesspezifischen Problemen vermittelt werden. „Viel wichtiger ist aber oft, dass die Betroffenen die Möglichkeit haben, sich über ihre Empfindungen und Erfahrungen mit Diabetes untereinander auszutauschen“, ergänzt Sedelmeier.

Parallel werden die Patient:innen im Umgang mit Medikamenten und falls nötig in der Insulininjektion und Dosierung geschult. In den letzten 15 Jahren haben sich die Möglichkeiten der Therapie und Stoffwechselkontrolle erheblich erweitert. Innovative Medikamente helfen bei der Kontrolle des Körpergewichts, sowie beim Schutz vor Folgekomplikationen und Begleit­erkran­kungen der Nieren und Blutgefäße. „Heute können Glukose-Sensoren in Echtzeit Auskunft über die aktuelle Stoffwechsellage geben und frühzeitig vor Blutzuckerentgleisungen warnen.  Menschen mit Typ-1-Diabetes werden in der Klinik häufig auf Insulinpumpensysteme eingestellt. Diese modernen Insulinpumpen werten mittlerweile die Glukosedaten der Sensoren aus und optimieren ständig die Insulinabgabe an ihren Träger“, erläutert Oberärztin Antje Rohwold. Darüber hinaus wirkt natürlich nicht jedes Insulin gleich lang und stark. Manche erreichen ihre volle Wirkung nach 30 Minuten und bauen dann schnell ab. Andere wirken leichter, dafür aber bis zu 42 Stunden. Dazu gibt es eine Vielzahl von Injektions-Pens mit unter­schied­lichen Funktionen. „Prinzipiell ist es gut, dass sich der Markt an Pumpen und Insulinen so vergrößert hat. Das erleichtert uns die individuelle Behandlung. Aber gleichzeitig heißt das auch, dass wir Patienten mehr Beratung und Anleitung bieten müssen, um die Insulinzufuhr im Alltag richtig anzuwenden“, meint Rohwold.

Regelmäßig kommen Menschen mit Diabetes aber erst dann in die Klinik, wenn ihr Gesundheitszustand schon sehr schlecht ist, zum Beispiel bei fort­ge­schrit­tenem Diabetischem Fußsyndrom. „Wir sehen uns zur Vermeidung von Amputationen verpflichtet. Wann immer möglich, ist der Erhalt des Fußes unser erklärtes Ziel. Nicht zuletzt deshalb suchen Patienten unsere Abteilung auf, oft nachdem ihnen andernorts eine Amputation ihres Fußes oder Unterschenkels vorgeschlagen wurde“, erklärt Oberärztin Dr. Elke Klug.

Und tatsächlich kann der Fuß durch ein geduldiges und überlegtes Vorgehen häufig erhalten werden. Denn auch hier stehen eine Vielzahl an Behand­lungs­mö­glich­keiten zur Verfügung, die in enger Zusammenarbeit mit chirurgischen, gefäßchirurgischen und angiologischen Kolleg:innen erörtert werden. Beispielsweise kann die Durchblutung der Beine durch eine Aufweitung der Arterien verbessert werden, was wiederum die Wundheilung beschleunigt oder überhaupt erst ermöglicht. „Wir wenden aber auch innovative Therapien wie wassergefilterte Infrarot-A-Bestrahlung oder das sogenannte ‚Kalt-Plasma‘ an. Dabei wird die Wunde mit einem hoch-energetisch ionisierten Gas behandelt. Dieses tötet Bakterien ab und regt die Neubildung von Hautzellen an“, erläutert Dr. Klug.

So gelingt es der Dia­beto­logie am Bürger­hospital immer wieder, die Beeinträchtigungen durch Folge­er­kran­kungen nachhaltig zu verringern. „Diabetes hat viele Gesichter. Auf der einen Seite können wir die Krankheit heute durch Ernährung und Insulin gut in Schach halten. Auf der anderen Seite sind die Folge­er­kran­kungen schwerwiegend und begleiten viele Erkrankte bis ans Lebensende. Umso wichtiger ist unser Ziel, Patienten vor den langwierigen Folgen des Diabetes zu schützen. Damit ermöglichen wir ihnen nicht nur gesundheitliche Vorteile, sondern auch mehr Selbstständigkeit und in vielen Fällen ein verbessertes Lebens- und Selbstwertgefühl“, fasst Chefarzt Möller zusammen. 

 

Klinik für Dia­beto­logie und Ernäh­rungs­me­dizin

Zentrum Diabetischer Fuß

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