Prof. Dr. med. Susanne Pitz im Porträt: „Mir macht es Spaß, auf Kinder einzugehen.“

Prof. Dr. med. Susanne Pitz ist Augenärztin aus Leidenschaft. Seit 1990 hat sie tausende Patient:innen operiert und ärztlichen Nachwuchs ausgebildet. Am Bürgerhospital leitet sie seit sechs Jahren das Orbitazentrum und verantwortet seit Januar auch die Kinder­augen­heil­kunde und die Lidchirurgie. In unserem Porträt stellen wir die Leitende Oberärztin vor.

Wenn Susanne Pitz gefragt wird, warum sie seit über 32 Jahren in der Augen­heil­kunde tätig ist, wird die Begeisterung für ihr Metier offensichtlich. Überschwänglich zählt sie die Vorteile auf, die dieser Fachbereich für sie bereithält: „An der Augen­heil­kunde fasziniert mich, dass Augen­erkrankungen fast immer mittels Blickdiagnose erstellt werden. Ich untersuche das Auge und sehe den krankhaften Befund direkt.“ Doch nicht nur die – im Unterschied zu anderen medizin­ischen Fachgebieten – visuelle Diagnostik, auch die Behand­lungs­mö­glich­keiten erhalten ihr selbst nach über 30 Berufsjahren die Leidenschaft für ihr Tun. „Den allermeisten Patienten kann ich sehr gut helfen, von diesen Erfolgs­er­leb­nissen zehrt man als Augenärztin über die Jahre.“ Lachend ergänzt sie: „Vermutlich würde ich in einem anderen Fach eine viel größere Frustrationstoleranz benötigen.“ Überhaupt geht von Susanne Pitz eine positive Ausstrahlung aus. Die auffällige runde Brille ist eine überlegte Ergänzung zu ihrem modernen Kurzhaarschnitt und ihrem farbenfrohen Schmuck. Ihr Auftreten zeigt, dass sie weiß, wovon sie spricht. Seit 1990 behandelt sie verschiedenste Augen­erkrankungen – vom Säugling bis zum Greis. Auch dieses Altersspektrum macht das Fachgebiet für sie spannend. 2003 habili­tierte sie sich an der Uni Mainz und unterrichtet seitdem medizin­ischen Nachwuchs. 2009 wurde sie in den Professoren-Stand versetzt.

Susanne Pitz weiß um die Bedeutung der Augengesundheit: „Für die allermeisten Menschen ist das Auge das wertvollste Sinnesorgan. Die Sehkraft zu verlieren, ist ein immenser Einschnitt in die Lebens-qualität.“ Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass sie sich ehrlich freut über die medizin­ischen Fortschritte, die es in den letzten Jahren gab, auch wenn sie nicht in ihre Spezial­gebiete der Kinder­augen­heil­kunde, der Schiel­behandlung, der Liderkrankungen und der Orbitachirurgie fallen: „Die sogenannten intravitrealen Injektionen bei Erkrankungen der Netzhaut waren eine echte Revolution und haben so vielen Menschen die Sehkraft erhalten können.“ Ins Schwärmen kommt sie auch, wenn sie einen Blick in die augenmedizin­ische Zukunft wirft: „Die optische Kohärenztomografie wird ein ebensolcher Meilenstein in der Augen­heil­kunde sein. Den umfassenden Einsatz dieser hochauflösenden Bildgebung werde ich in meiner Berufszeit wahr­scheinlich nicht mehr erleben. In der Augen­heil­kunde wird sie sozusagen die bildgebende Methode der Zukunft sein.“

Bei diesen Aussagen spürt man ihre universitäre Prägung und ihr ungebrochenes Interesse für medizin­ische Forschung und Weiter­bildung. Warum dann der Wechsel 2017 an das Bürgerhospital Frankfurt, einem deutlich kleineren – wenn auch augenmedizinisch spezialisierten – Krankenhaus? „Durch meine Leitungsfunktion an der Uniklinik Mainz war ich nur noch die Hälfte meiner Zeit in die Behandlung von Patienten involviert. Das war mir zu wenig. Und so habe ich mich sortiert und überlegt, was mir für meine letzten zehn Berufsjahre wichtig ist. Am Bürgerhospital konnte ich die administrative Arbeit weitgehend hinter mir lassen und mich wieder auf die Diagnostik und Operation von Erkrankungen der Augenhöhle konzentrieren. Diese Aussicht fand ich reizvoll.“

Durch ihren Wechsel wurden damals die drei Augenkliniken des Bürger­hospitals um ein Orbitazentrum ergänzt. Mit rund 900 Patient:innen und etwa 300 Operationen pro Jahr hat es sich etabliert und viele Erkrankte nehmen auch deutschlandweite Anreisen auf sich. Dass sie nun im Jahr 2023 den Fachbereich der Kinder­augen­heil­kunde und Schiel­behandlung übernimmt und damit womöglich doch wieder mehr Verwaltungsaufgaben auf sie warten, bereitet ihr keine Bauchschmerzen. „Ich übernehme hier ein sehr gut eingespieltes Team mit sehr erfahrenen Oberärztinnen. Außerdem finde ich es wichtig und richtig, diesen Fachbereich weiterzuführen. Deutschlandweit reduzieren viele Kranken­häuser ihr pädiatrisches Leis­tungs­spek­trum, und für erkrankte Kinder wird es immer schwerer, eine gute Versorgung zu finden.“

Diese Empathie zeigt sich auch, wenn sie über ihre Arbeit mit den jungen Patient:innen spricht: „Zum Glück gibt es viele kindgerechte Unter­su­chungs­mög­lich­keiten, mit denen wir auf die Bedürfnisse des zu behandelnden Kindes eingehen können. Um mit Kindern gut zu arbeiten, braucht es nicht nur spielerische Anreize, sondern auch einiges an Geduld und  Einfüh­lungs­ver­mögen. Mir macht es Spaß, auf die Kinder einzugehen.“

Geduld müssen aber auch die Eltern aufbringen. Denn gerade bei Schiel­behandlungen und der damit einhergehenden Schwachsichtigkeit bedarf es einer mehrjährigen Okklusionstherapie, die nur langsam, aber kontinuierlich Fortschritte zeigt. Die Schieloperation steht dabei, wenn überhaupt, erst am Ende einer langen Reise. „Viele Eltern wünschen sich, dass ich das schielende Auge ihres Kleinkinds operiere und dann ist alles gut. Aber es gibt bei dieser Erkrankung keine Abkürzung. Da muss ich die elterlichen Erwartungen ausloten und eine gute Aufklärung leisten, damit wir eine realistische Grundlage und letztlich ein erreichbares Ziel finden“, erläutert Susanne Pitz die Zusammenarbeit mit den Eltern.

Für eine bessere Versorgung von Kindern hat die geborene Darmstädterin auch die Zukunft der nieder­gelassenen Augenärzt:innen im Blick. „Erfahrungsgemäß werden viele unserer heutigen Assistenzärzte sich irgendwann in einer Praxis niederlassen. Wenn wir sie hier bestmöglich ausbilden und sie in die Untersuchung von Kindern einweisen, wird auch die ambulante ärztliche Behandlung später in den Praxen besser sein.“ Aus diesem Grund setzt sie auf eine strukturierte Aus- und Weiter­bildung: „Zu Beginn sind viele Assistenzärzte etwas ängstlich, denn im Studium gab es meist nur wenige Berührungspunkte mit der Augen­heil­kunde. Aber wir leiten sie gut an, bei uns dürfen sie viel lernen“, ergänzt sie zuversichtlich. 

Hilfreich dafür ist nicht nur die fachliche Kompetenz, sondern auch ein gutes Miteinander im Team: „Ich erlebe den Umgang hier sehr wertschätzend und nah am Menschen – ob zwischen Kollegen oder gegenüber Patienten. Das ist tatsächlich noch ein Grund mehr, meine Arbeit gern zu tun“, vervollständigt sie die Vorteilsliste ihres Berufs mit einem Augenzwinkern.

 

Lidchirurgie und Kinder­augen­heil­kunde

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