„Wir liefern keine Antworten, sondern zeigen Wege auf.“

Auch nach der Entlassung sind viele Patienten auf medizinische Betreuung und Pflege angewiesen. Damit dieser Übergang möglichst reibungsarm läuft, gibt es den Sozialdienst. Die Kolleginnen und Kollegen erörtern zusammen mit den Patienten und Angehörigen, welche Unterstützung für sie am besten ist.

Wer ins Krankenhaus muss, hofft auf baldige Genesung und auf die Rückkehr in den Alltag. Aber es gibt auch andere Fälle. Krankheiten oder Unfälle, bei denen schnell klar ist: Ich bin künftig auf Unterstützung angewiesen. Um diese Fälle kümmert sich der Sozialdienst am Bürger­hospital und am Clementine Kinder­hospital.

Wer an Krankenhaus denkt, denkt an Ärzte, Pfleger, aber nicht unbedingt an Sozialarbeiter. Genau diesen beruflichen Hintergrund haben jedoch die Mitarbeiter im Sozialdienst. „Die Kollegen in den Kliniken achten auf den Körper der Patienten – unser Blick geht auf ihre persönliche Lebenssituation und das Umfeld“, erläutert Christine Leonhardt. Sie ist seit über elf Jahren im Bürger­hospital tätig. Zunächst betreute sie ausschließlich Patienten aus der Klinik für Abhängigkeitserkankungen. Später wechselte sie in den Sozialdienst und hilft Patienten aus der Inneren Medizin und der Augenheilkunde, nach ihrem stationären Aufenthalt im Alltag wieder Fuß zu fassen und die Unterstützung zu erhalten, die sie benötigen. Dass diese Aufgabe immer mehr Zeit
in Anspruch nimmt, weiß auch ihre Kollegin Evelin Dessin. Sie ist für die Patienten aus der Unfallchirurgie und Dia­beto­logie zuständig. „Als ich hier angefangen habe, waren wir noch zu zweit – jetzt unterstützen uns zwei weitere Kollegen. Der Bedarf ist kontinuierlich gestiegen. Natürlich auch, weil wir heute viel mehr Fälle behandeln als früher“, erklärt Dessin, die seit fast 20 Jahren am Bürger­hospital arbeitet. Darüber hinaus betreuen Sozialarbeiter Wolfgang Hennig die Patienten aus dem Intensivbereich und Roxana Hofmann Eltern und Kinder in der Geburtshilfe und der Pädiatrie.

Schnittstelle zwischen Patienten, medizinischem Personal und Pflegeanbietern

In der Regel erhält der Sozialdienst seine Aufträge nach den Visiten der Ärzte auf Station. Wenn sich etwa herausstellt, dass der Patient nach seiner Entlassung auf häusliche Pflege angewiesen sein wird oder gar nicht mehr nach Hause kann und in ein Pflegeheim muss. Der Sozialdienst wird dann zur zentralen Schnittstelle zwischen dem Patienten und den Angehörigen, der Station sowie den Krankenkassen und den Pflegeanbietern. Die Kollegen beantragen in Abstimmung mit den Patienten den Pflegegrad und suchen nach passenden Pflegediensten, -heimen oder geriatrischen Einrichtungen. Denn erst wenn die Versorgung gesichert ist, kann der Patient aus der Obhut des Krankenhauses entlassen werden. In der Regel nimmt das mehrere Tage in Anspruch. „Meist schaffen wir es innerhalb von drei Tagen, einen vorläufigen Pflegegrad attestiert zu bekommen, mit dem wir den Patienten an eine pflegerische Versorgungseinrichtung vermitteln können“, erläutert Evelin Dessin. Im Normalfall habe jeder Kollege rund 15 Patientenfälle parallel auf dem Tisch, in Hochzeiten könnten es aber auch schonmal doppelt so viele sein, so die Sozialarbeiterin.

Darüber hinaus gibt es auch besonders komplizierte Fälle. Im Clementine Kinder­hospital werden beispielsweise Kinder mit multiplen Behinderungen versorgt. „Je komplizierter die Ausgangslage, umso anspruchsvoller ist die Beratung und Suche nach dem richtigen Angebot“, erläutert Saskia Blüm. Die ausgebildete Kinder­kran­ken­schwester hat parallel zu ihrer Arbeit in der Pflege Soziale Arbeit studiert.

Nun berät sie die Eltern behandelter Patienten in Frankfurts einzigem reinen Kinder­kran­ken­haus. Die stationäre Verweildauer ist hier oft länger. Eltern und Sozialdienst erörtern meist über mehrere Gesprächstermine hinweg, wie es nach der Zeit im Krankenhaus für das Kind und die Familie weitergeht. „Wichtig ist, dass sich die Eltern aktiv an unserer Arbeit beteiligen. Sie kennen ihre eigene Umgebung und damit auch ihren Unterstützungsbedarf eigentlich am besten. Aber es ist nicht einfach, in einer emotional so schwierigen Situation zu erkennen, wo man überall Hilfe benötigen wird“, erklärt Saskia Blüm. Daher gehöre es für sie manchmal dazu, neben der nachstationären Versorgung der Kinder auch psychotherapeutische Hilfsangebote für die Eltern zu vermitteln.

„Es geht nicht ohne Empathie – aber auch nicht ohne Distanz“

Aufgrund der Vielzahl an medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Angeboten muss der Sozialdienst den Überblick bewahren und sich ein eigenes Bild machen. Regelmäßig sind die Kollegen außer Haus, besichtigen Pflegereinrichtungen und suchen den persönlichen Austausch mit Trägern und Dienstleistern in der ambulanten Pflege. Unabhängig davon, ob es um die Vermittlung in ein Altenheim bei alten Patienten oder um ambulante Intensivpflege bei Kleinkindern geht: Die Arbeit im Sozialdienst kann emotional aufreibend sein. „Ohne Empathie geht es nicht, aber eben auch nicht ohne eine gewisse Distanz“, meint Christine Leonhardt. Zumal man im Nachgang nur selten erfährt, wie es dem Patienten weiter ergangen ist. Umso wichtiger ist es, Patienten und Angehörige in der relativ kurzen Zeit des stationären Aufenthalts voranzubringen – sei es durch ein einfaches Bera­tungs­ge­spräch, Hilfe bei Anträgen oder der Wahl eines geeigneten Pflegeheims. „Wir liefern Angehörigen und Patienten keine Antworten, aber wir zeigen mögliche Wege auf“, erklärt Saskia Blüm. Denn am Ende ist der Sozialdienst nur eine Zwischenetappe auf dem Weg in Richtung Entlassung aus dem Krankenhaus und Rückkehr in den Alltag. Ein Schritt, der aber mitunter viel schwieriger sein kann, als man sich vorstellt.

Beiträge aus der gleichen Kategorie

26.08.2025 - Clementine Kinder­hospital | Kinder- und Jugendmedizin

Kreative Heilung - Musik- und Kunsttherapie am Clementine Kinder­hospital

In einer Welt, in der Kinder und Jugendliche es oft nicht leicht haben, bieten kreative Therapien einen Raum für Heilung und Wachstum. Im Clementine Kinder­hospital haben Musik- und Kunsttherapien ihren festen Platz im therapeutischen Konzept für neurologisch und psychosomatisch erkrankte Kinder. Hier verwandeln sich Klänge in emotionale Brücken und Farben werden zu Mitteln der Selbstentdeckung. Die Therapeuten Evelyn Böckling und Thorsten Huropp berichten, wie kreative Ausdrucksformen nicht nur die seelische und emotionale Gesundheit fördern, sondern auch das Selbstbewusstsein der jungen Menschen stärken.

31.07.2025 - Clementine Kinder­hospital | Kinder- und Jugendmedizin

Wenn das Immunsystem die Luft nimmt - Wie Jugendliche mit autoimmunen Lungenerkrankungen leben lernen

Seit 2024 hat die pneumologische Ambulanz von Oberarzt Dr. med. Richard Kitz und Marco Haupt auch eine Zulassung zur Behandlung von Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren. Umfasste das Behand­lungs­spek­trum früher hauptsächlich die Diagnostik und Therapie von Allergien und asthmatischen Erkrankungen, Lungenentzündungen sowie chronischem Husten oder sogar Tuberkulose, können nun auch Jugendliche mit einem anderen Erkrankungsspektrum behandelt werden. Dazu gehören zum Beispiel autoimmun bedingte Lungenerkrankungen, die erst im Laufe der Kindheit entstehen und im Jugendalter zutage treten. Christiane Grundmann sprach mit Dr. Kitz über die Besonderheiten dieser Erkrankungen und die Heraus­for­de­rungen des Erwachsenwerdens.

05.06.2025 - Clementine Kinder­hospital | Kinder- und Jugendmedizin

Großes Herz für nierenkranke Kinder - Die Nephrologie am Clementine Kinder­hospital

In Deutschland leben rund 1.000 bis 1.200 Kinder und Jugendliche mit Nierenversagen. Sie benötigen entweder regelmäßig Dialyse oder leben bereits mit einem Spenderorgan. Jedes Jahr erhalten etwa 120 Kinder eine neue Niere, rund ein Drittel davon ist eine Lebendspende aus der Verwandtschaft. Damit es gar nicht so weit kommt, setzt das Nephrologie-Team des Clementine Kinder­hospitals alles daran, die Nierenfunktion so lange wie möglich zu erhalten. Sollte sich dennoch ein Verlust der Nieren abzeichnen, sind die Kinder auch dann medizinisch und menschlich bestens betreut.

Folgen Sie uns auf Facebook