Weltweit einzigartig: Leistenbruch erstmals mithilfe menschlichen Sehnengewebes operiert

An der Klinik für Allgemein- und Visze­ral­chi­rurgie des Bürger­hospitals ist erstmals eine Leistenhernie unter Zuhilfenahme einer menschlichen Oberschenkelsehne operiert worden. Das Verfahren soll die erfolgreiche Behandlung von Hernien bei Erwachsenen ohne Zuhilfenahme von bleibenden Kunststoffnetzen ermöglichen. Vorbild der weltweit neuen Methode sind positive Erfahrungen aus der Orthopädie und Frauen­heil­kunde.

Sehnengewebe wird seit langem in der Kniechirurgie bei Kreuz­band­ver­let­zungen eingesetzt. Seit 2018 wird auch in der gynäkologischen Chirurgie menschliches Sehnengewebe genutzt, um den Einsatz von Kunststoffnetzen zu vermeiden. Vorreiter ist hier Prof. Dr. med. Amadeus Hornemann, Chefarzt der der Klinik für Operative Gynäkologie am Bürger­hospital, der das „HoTT“ (Hornemann Tendon Transplantation) genannte Verfahren in der Frauen­heil­kunde entwickelt hat. Nun wird die OP-Methode im Rahmen eines inter­dis­zi­pli­nären Studienprojekts auf das Hernienzentrum des Bürger­hospitals ausgeweitet. Am 30. Oktober wurde das neue Verfahren nun erstmalig an einer Patientin angewendet.

Erfahrung aus Gynäkologie soll Komplikationsrisiken bei Hernien-OPs verringern
„Hernien bzw. Leistenbrüche werden seit langem mit Kunststoffnetzen behandelt, diese sind aber nicht unumstritten. So können Fremd­kör­per­re­ak­tionen und Infektionen auftreten. Auch Netzmigration und Fistelbildung sind mögliche Komplikationen. Zudem wurde festgestellt, dass Rheuma signifikant häufiger bei Menschen mit einem implantierten Netz beobachtet werden kann. Aufgrund der positiven Erfahrung mit dem Sehnengewebe in der Frauen­heil­kunde haben wir zusammen mit Professor Hornemann eine Möglichkeit entwickelt, wie wir auch bei Hernienoperationen auf bleibende Kunststoffnetze verzichten können“, erläutert Dr. med. Fabian A. Helfritz, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Visze­ral­chi­rurgie.

„Unsere Vorversuche haben dabei gezeigt, dass sich das entnommene Sehnengewebe gut zu einem Netz bearbeiten lässt, das der Form der in der Hernienchirurgie verwendeten Kunststoffnetze ähnelt. Durch die positiven Erfahrungen mit dem Sehnengewebe in der operativen Gynäkologie sind wir davon überzeugt, dass das neue Verfahren den Kunststoffnetzen in Puncto Haltbarkeit in nichts nachsteht und sich gleichzeitig Komplikationen sowie Beschwerden bei Patienten nach dem Eingriff merklich reduzieren lassen“, so Professor Hornemann.

Beim neuen „HoTT-TAPP“ getauften Verfahren („TAPP“ steht für die minimal-invasive Behandlung von Leistenhernien mit nur sehr kleinen Bauchschnitten) wird Patienten während ihres Eingriffs körpereigenes Sehnengewebe aus dem Oberschenkel entnommen und anschließend für die Behandlung der Hernie eingesetzt. Die Dauer der Operation verlängert sich dadurch nicht wesentlich, das im Oberschenkel fehlende Gewebe regeneriert sich selbstständig – und der Einsatz eines Kunststoffnetzes im Bauchraum kann umgangen werden.

Stiftung fördert wissenschaftliche Studie zum neuen Verfahren
Das neue Vorgehen wird nun wissenschaftlich im Rahmen einer medizinischen Studie am Bürger­hospital weiter begleitet und von der Dr. Sencken­berg­ischen Stiftung finanziell gefördert. „Die neue Methode steht allen Patienten unseres Hernienzentrums zur Verfügung, bei denen ein operativ zu versorgender Leistenbruch diagnostiziert wurde. Zukünftig werden wir voraussichtlich auch bei anderen Indikationen, wie z.B. Nabel- und kleineren Narbenbrüchen sowie Zwerchfellhernien Sehnengewebe einsetzen. Operierte Patienten werden sechs Wochen sowie ein Jahr nach dem erfolgten Eingriff umfassend untersucht und befragt“, erklärt Dr. Helfritz. Die gängigen Opera­tions­ver­fahren mit Zuhilfenahme von Kunststoffnetzen werden zudem weiter angeboten.

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