Chefarztwechsel in der Augenklinik - Interview mit Prof. Oliver Schwenn

Über 15 Jahre leitete Chefarzt Prof. Dr. med. Oliver Schwenn die Geschicke der Augenklinik am Bürger­hospital. 2019 gibt er diese Position auf und wechselt in die Verwaltung. Doch nicht ohne seinen Patienten und seinem Nachfolger einen möglichst reibungslosen Übergang zu ermöglichen.

Sehr geehrter Prof. Schwenn, nach über 15 Jahren Leitungsfunktion in der Augenklinik des Bürger­hospitals und noch weit mehr Jahren in der Patien­ten­ver­sor­gung wechseln Sie in die Verwaltung. Ein komplett anderes Aufgabenfeld, oder? Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Nun, ich bin schon seit über 30 Jahren als Augenarzt tätig. Es ist jedoch nicht so, dass ich mit Verwal­tungs­tä­tig­keiten ein komplett neues Aufgabenfeld erschließe. Arzt zu sein bedeutet nicht nur, Dienst am Patienten zu leisten, es beinhaltet stets auch administrative Aufgaben. Verwal­tungs­tä­tig­keiten nehmen zudem durch die Übernahme von Leitungsfunktionen zu. Seit ungefähr 10 Jahren bin ich Mitglied der Krankenhausleitung und daher neben der Behandlung meiner Patienten auch intensiv in die strukturellen und administrativen Belange des Krankenhauses eingebunden. Diesen Tätig­keits­schwer­punkt werde ich intensivieren.

Sie wechseln in die Orga­ni­sa­tions­ent­wick­lung und werden sich vornehmlich um den Bereich ärztliches Qualitäts- und Risiko­management kümmern. Was genau kann man sich unter Ihren künftigen Aufgaben vorstellen?

An die Krankenhäuser werden nicht nur vonseiten des Gesetzgebers immer mehr Struk­tur­an­for­de­rungen gestellt, aktuell z. B. das Entlass-Management. Das Ziel unseres Krankenhauses ist es, in konzeptionellen Fragen weitblickend zu planen und gesetzliche Vorgaben schnell umzusetzen. Dafür benötigt man ein entsprechendes Team. Wir haben bereits vor einigen Jahren die Abteilung für Orga­ni­sa­tions­ent­wick­lung etabliert. Diese kümmert sich z. B. um die Vorbereitung von Zertifizierungen, die Digitalisierung der Patientenakte, das Thema Risiko­management und vieles mehr. Es kommen ständig neue Projekte hinzu, die auch medizinische Konzepte betreffen. Als Ärztlicher Direktor habe ich hier bisher schon unterstützend mitgewirkt. Das Team leistet viel und ist für die Krankenhausleitung, die Chefärzte und Pflege­ver­ant­wort­li­chen eine Unterstützung und Entlastung.

Werden Sie die Arbeit am Patienten nicht vermissen?

Doch, das werde ich. Schließlich habe ich viele Patientinnen und Patienten sehr lange betreut und schätzen gelernt. Andererseits bin ich auch auf die Möglichkeiten in meiner neuen Aufgabe gespannt und freue mich auf viele andere Dinge, für die ich durch den Verzicht auf meine Tätigkeit in der Augenheilkunde mehr Zeit haben werde.

Sie waren 15 Jahre lang in der Augenklinik des Bürger­hospitals tätig. Welche besonderen positiven und auch schwierigen Momente werden Sie aus dieser Zeit mitnehmen?

Am meisten bleibt mir wohl mein Team in Erinnerung. Ich habe mit vielen Menschen zusammengearbeitet, auf die Verlass ist, die engagiert sind und die in ihrem Arbeitsbereich einfach überzeugen. Dies hat sich nicht nur im Kran­ken­haus­all­tag gezeigt, sondern auch in schwierigen Situationen, wie z. B. bei der Evakuierung aufgrund des Welt­kriegs­bom­ben­fundes im vergangenen Jahr. Insbesondere gilt dies auch für meine Klinik. Vom ersten Tag an habe ich die Kolleginnen und Kollegen als sehr unterstützend und kompetent erlebt. Dies hat sich auch über die Jahre hinweg nicht geändert. Das freut mich sehr. Ansonsten fallen mir spontan noch die Jubilarfeiern für die langjährig tätigen Mitarbeiter und die Einführungs-Veranstaltungen, auf denen wir die neuen Mitarbeiter willkommen heißen, ein.

Welches waren Ihrer Meinung nach in den letzten Jahrzehnten die wichtigsten Entwicklungen in der Augenheilkunde?

In der Augenheilkunde hat sich in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten sehr viel getan. Sowohl in der Bildgebung als auch bei den Opera­tions­ver­fahren gab es große Fortschritte. Aufgrund dieser Fortschritte können wir heute Patienten helfen, die wir in meiner Zeit als Assistenzarzt noch nicht optimal versorgen oder gar nicht behandeln konnten. Vieles ist feiner geworden. So arbeiten wir heute bei der Behandlung des Grauen Stars mit Kleinschnitt-Chirurgie, welche überaus sicher ist und ambulant durchgeführt werden kann. Signifikant zeigt sich die Entwicklung auch in der Vitrektomie (Glas­kör­per­op­era­tion). Dort wurden ganz neue Opera­tions­ge­biete erschlossen.

Gibt es etwas, dass Sie Ihrem Nachfolger Prof. Hengerer mit auf den Weg geben möchten?

Nun, Zuwendung nicht allein den Patienten, sondern auch den Mitarbeitern zugutekommen zu lassen. Ein zweiter Grundsatz ist für mich, dass man bei allem Fortschritt speziell in der Augenheilkunde und im Berufsleben im Allgemeinen zwischendurch auch einmal entschleunigen sollte. Dies ist u. a. wichtig, um die Mitarbeiter mitzunehmen.

Vielen Dank, Herr Prof. Schwenn.

 

Interview mit dem neuen Chefarzt Prof. Fritz Hengerer

Augenklinik am Bürger­hospital Frankfurt

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Uhr­­türmchen 2/2024

In dieser Ausgabe lesen Sie:

  • Die Zukunft der Krankenhaushygiene – Hygienestandards verbessern, Schulungen intensivieren, Patien­ten­sich­er­heit erhöhen
  • Wenn das Immunsystem die Luft nimmt – Wie Jugendliche mit autoimmunen Lungenerkrankungen leben lernen
  • IM GESPRÄCH: Neue Klinik für Operative Gynäkologie – Interview mit Chefarzt Prof. Dr. med. Amadeus Hornemann
  • IM FOKUS: Behandlung von Gebärmuttersenkungen – Eine Sehne gibt Hoffnung
  • IM GESPRÄCH: Krebsvorstufen frühzeitig erkennen – Dysplasie-Expertin Dr. med. Franziska Hill berichtet
  • Kreative Heilung: Musik- und Kunsttherapie am Clementine Kinder­hospital 
  • Bürger­hospital und Clementine Kinder­hospital fördern berufliche Weiterqualifizierung
  • Stiftung Friedrichsheim spendet Versorgungseinheit für Frühgeborene

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