Knochengesundheit und Vitamin-D-Mangel bei Kindern und Jugendlichen
Für gesunde Knochen benötigt der Körper ausreichend Vitamin D. Dieses wird unter Einfluss von Sonnenlicht vom Körper selbst gebildet. In unseren Breitengraden leiden besonders im Winter viele Kinder und Jugendliche unter Vitamin-D-Mangel. Jedoch kann auch im Sommer die körpereigene Vitamin-D-Bildung beeinträchtigt werden. Dr. Susanne Aumeier, Kinder- und Jugendärztin am Clementine Kinderhospital, hat schon zahlreiche Kinder mit ausgeprägten Mangelerscheinungen behandelt und stand uns Rede und Antwort zum Thema „Knochengesundheit und Vitamin-D-Mangel“.
Ein ausreichendes Nahrungsmittelangebot, Vitamin-D-Prophylaxe im Säuglings- und Kleinkindalter, eine gute Aufklärung der Bevölkerung - Eigentlich meint man, Kinder seien heute vor Krankheiten wie Rachitis („Knochenerweichung“) geschützt. Sind Ihnen in Ihrer Arbeit schon einmal Kinder mit Rachitis begegnet?
Aumeier: Ja, natürlich. Mehrmals im Jahr sehen wir Kinder mit einer Vitamin-D-Mangel-Rachitis. Bei kleinen Kindern äußerst sich dies meist mit einer ausgeprägten Müdigkeit, mit Laufschwierigkeiten und mit Gelenkproblemen. Rachitische Jugendliche sind oft sehr antriebslos oder haben Schmerzen in Extremitäten.
Wodurch entsteht diese Erkrankung?
Aumeier: Da gibt es viele verschiedene Ursachen. Meist handelt es sich um Kinder, die sich in Lebensphasen befinden, in denen sie sehr schnell wachsen. Oft kann im Säuglings- oder Kleinkindalter bzw. später in der Pubertät die benötige Dosis an Vitamin D oft nicht gedeckt werden. Wenn dann noch andere Faktoren dazu kommen, kann sich durchaus ein spürbarer Vitamin-D-Mangel entwickeln. Etwa wenn Kinder vegan oder makrobiotisch ernährt werden oder übergewichtig sind, sich nicht ausreichend im Freien aufhalten, sie immer lange Kleidung tragen oder stets mit Sonnenschutz versehen sind.
Wieso ist Sonnenschutz hinderlich bei der Vitamin-D-Versorgung? Wird nicht davon abgeraten, Kinder ungeschützt in die Sonne zu lassen?
Aumeier: Der Großteil des Vitamin-D-Bedarfs wird bei ausreichender UVB Strahlung des Sonnenlichts in unserer Haut gebildet. Aber die Menge des gebildeten Vitamins hängt stark von der Jahres- und Tageszeit ab. Dann entscheidet noch, ob es bewölkt ist, wie viel Haut unbedeckt ist und wie stark sie pigmentiert ist. Oder eben, wie hoch der aufgetragene Sonnenschutzfaktor auf der Haut ist. Denn dieser verhindert ebenfalls ein Eindringen der UV-Strahlung. Sonnenschutz ist richtig und wichtig, aber Eltern sollten wissen, dass er die Vitamin-D-Bildung beeinträchtigt.
Wie können Eltern dann dafür sorgen, dass ihre Kinder ausreichend mit Vitamin D versorgt sind?
Aumeier: In der warmen Jahreszeit genügt es, Kinder täglich für eine halbe Stunde bei ausreichend Sonnenlicht, d. h. zwischen 10 und 15 Uhr, draußen spielen zu lassen, wobei Arme und Beine unbedeckt sein sollten. Danach soll auch unbedingt wieder auf Sonnenschutz geachtet werden. Überhaupt sollte sich jedes Kind jeden Tag intensiv im Freien bewegen – nicht zuletzt, weil Knochen auch durch Bewegung Calcium besser einlagern können. Einen geringeren Teil des täglichen Bedarfs kann auch über die Nahrung gedeckt werden, etwa durch fetthaltigen Fisch, Leber, Weidemilch, mit Vitamin D angereicherte Margarine oder Eigelb.
Lange Kita- oder Schultage, wenig Sonne im Winter – befürworten Sie es, wenn Eltern Kindern Vitamin D verabreichen?
Aumeier: Säuglinge und Kleinkinder erhalten generell über ihren Kinderarzt 500 IE Vitamin D bis zum zweiten erlebten Frühsommer. Für diesen Zeitraum übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Da viele Kinder sich leider auch im Sommer nicht mehr so viel im Freien aufhalten, starten sie mit einem niedrigen Vitamin-D-Wert in den Winter, der dann im Frühjahr gänzlich aufgebraucht ist. Bei unzureichendem Aufenthalt im Sonnenlicht können daher auch ältere Kinder Vitamin D zu sich nehmen, am besten in der Einheit 400 IE. Besonders die eben genannten Risikogruppen sollten zudem ihren Vitamin-D-Spiegel einmal im Jahr überprüfen lassen. Es gibt bislang keine offizielle Empfehlung für eine generelle Einnahme, aber ich halte es durchaus für sinnvoll, im Winter Vitamin D in eben genannter Dosis einzunehmen.
Allgemeine Kinder- und Jugendmedizin am Clementine Kinderhospital
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Knochengesundheit und Vitamin-D-Mangel bei Kindern und Jugendlichen
Für gesunde Knochen benötigt der Körper ausreichend Vitamin D. Dieses wird unter Einfluss von Sonnenlicht vom Körper selbst gebildet. In unseren Breitengraden leiden besonders im Winter viele Kinder und Jugendliche unter Vitamin-D-Mangel. Jedoch kann auch im Sommer die körpereigene Vitamin-D-Bildung beeinträchtigt werden. Dr. Susanne Aumeier, Kinder- und Jugendärztin am Clementine Kinderhospital, hat schon zahlreiche Kinder mit ausgeprägten Mangelerscheinungen behandelt und stand uns Rede und Antwort zum Thema „Knochengesundheit und Vitamin-D-Mangel“.
Ein ausreichendes Nahrungsmittelangebot, Vitamin-D-Prophylaxe im Säuglings- und Kleinkindalter, eine gute Aufklärung der Bevölkerung - Eigentlich meint man, Kinder seien heute vor Krankheiten wie Rachitis („Knochenerweichung“) geschützt. Sind Ihnen in Ihrer Arbeit schon einmal Kinder mit Rachitis begegnet?
Aumeier: Ja, natürlich. Mehrmals im Jahr sehen wir Kinder mit einer Vitamin-D-Mangel-Rachitis. Bei kleinen Kindern äußerst sich dies meist mit einer ausgeprägten Müdigkeit, mit Laufschwierigkeiten und mit Gelenkproblemen. Rachitische Jugendliche sind oft sehr antriebslos oder haben Schmerzen in Extremitäten.
Wodurch entsteht diese Erkrankung?
Aumeier: Da gibt es viele verschiedene Ursachen. Meist handelt es sich um Kinder, die sich in Lebensphasen befinden, in denen sie sehr schnell wachsen. Oft kann im Säuglings- oder Kleinkindalter bzw. später in der Pubertät die benötige Dosis an Vitamin D oft nicht gedeckt werden. Wenn dann noch andere Faktoren dazu kommen, kann sich durchaus ein spürbarer Vitamin-D-Mangel entwickeln. Etwa wenn Kinder vegan oder makrobiotisch ernährt werden oder übergewichtig sind, sich nicht ausreichend im Freien aufhalten, sie immer lange Kleidung tragen oder stets mit Sonnenschutz versehen sind.
Wieso ist Sonnenschutz hinderlich bei der Vitamin-D-Versorgung? Wird nicht davon abgeraten, Kinder ungeschützt in die Sonne zu lassen?
Aumeier: Der Großteil des Vitamin-D-Bedarfs wird bei ausreichender UVB Strahlung des Sonnenlichts in unserer Haut gebildet. Aber die Menge des gebildeten Vitamins hängt stark von der Jahres- und Tageszeit ab. Dann entscheidet noch, ob es bewölkt ist, wie viel Haut unbedeckt ist und wie stark sie pigmentiert ist. Oder eben, wie hoch der aufgetragene Sonnenschutzfaktor auf der Haut ist. Denn dieser verhindert ebenfalls ein Eindringen der UV-Strahlung. Sonnenschutz ist richtig und wichtig, aber Eltern sollten wissen, dass er die Vitamin-D-Bildung beeinträchtigt.
Wie können Eltern dann dafür sorgen, dass ihre Kinder ausreichend mit Vitamin D versorgt sind?
Aumeier: In der warmen Jahreszeit genügt es, Kinder täglich für eine halbe Stunde bei ausreichend Sonnenlicht, d. h. zwischen 10 und 15 Uhr, draußen spielen zu lassen, wobei Arme und Beine unbedeckt sein sollten. Danach soll auch unbedingt wieder auf Sonnenschutz geachtet werden. Überhaupt sollte sich jedes Kind jeden Tag intensiv im Freien bewegen – nicht zuletzt, weil Knochen auch durch Bewegung Calcium besser einlagern können. Einen geringeren Teil des täglichen Bedarfs kann auch über die Nahrung gedeckt werden, etwa durch fetthaltigen Fisch, Leber, Weidemilch, mit Vitamin D angereicherte Margarine oder Eigelb.
Lange Kita- oder Schultage, wenig Sonne im Winter – befürworten Sie es, wenn Eltern Kindern Vitamin D verabreichen?
Aumeier: Säuglinge und Kleinkinder erhalten generell über ihren Kinderarzt 500 IE Vitamin D bis zum zweiten erlebten Frühsommer. Für diesen Zeitraum übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Da viele Kinder sich leider auch im Sommer nicht mehr so viel im Freien aufhalten, starten sie mit einem niedrigen Vitamin-D-Wert in den Winter, der dann im Frühjahr gänzlich aufgebraucht ist. Bei unzureichendem Aufenthalt im Sonnenlicht können daher auch ältere Kinder Vitamin D zu sich nehmen, am besten in der Einheit 400 IE. Besonders die eben genannten Risikogruppen sollten zudem ihren Vitamin-D-Spiegel einmal im Jahr überprüfen lassen. Es gibt bislang keine offizielle Empfehlung für eine generelle Einnahme, aber ich halte es durchaus für sinnvoll, im Winter Vitamin D in eben genannter Dosis einzunehmen.
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